Dachbegrünung

Begrünte Dächer – schützen, sparen und binden CO2

Die Hochwasserkatastrophe 2021 oder der Hitzesommer 2018 zeigen deutlich, welche Gefahren vom Klimawandel ausgehen, wenn wir nicht darauf vor­bereitet sind und immer mehr Grünflächen für Wohnraum und Verkehr großflächig ver­siegeln. Mit der Begrünung von Dächern geben wir der Natur ein kleines Stück des Lebens­raums zurück, den wir ihr zuvor durch Bebauung genommen haben. Und wir tun etwas für ein besseres Klima. Begrünte Dächer sehen nicht nur schöner aus als betonierte, sie schaffen auch Lebensqualität, helfen Energiekosten zu senken und filtern Schadstoffe aus der Luft.

Die Stadt Gelsenkirchen fördert neu errichtete Dach-und Fassadenbegrünungen mit bis zu 2.000 Euro. Die Begrünung von Einzelgaragendächern wird hierbei pauschal mit 500 Euro unterstützt. Die Entsiegelung, insbesondere den Rückbau sog. „Steingärten“ fördert die Stadt mit bis zu 2.500 Euro.

Grün statt „grau in grau“ – die Vorteile eines Gründachs

Versiegelte Flächen stören den Abfluss von Regenwasser und damit den ökologischen Wasserkreislauf. Die Temperaturen in Bodennähe steigen, vor allem im Sommer, wenn die Einstrahlung der Sonne diesen Effekt verstärkt. Bepflanzte Dächer sehen nicht nur schöner aus als betonierte. Auch viele weitere Aspekte sprechen für ein Gründach:

Natürlicher Wasserspeicher: Dachbegrünungen halten Regenwasser zurück und leisten, indem sie sogenannte Niederschlagsabflussspitzen reduzieren, einen Betrag zum Hochwasserschutz.

Reduzierung von Abwassergebühren: In den meisten Gemeinden – so auch in Gelsenkirchen – bemessen sich die Gebühren für die Einleitung von Niederschlagswasser nach der bebauten oder überbauten Grundstücksfläche. Mit einer Dachbegrünung reduzieren Sie diese Fläche und damit Ihre Niederschlagswassergebühren

Hitze- und Kälteschutz: Eine Begrünung kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Die Tempe­ratur unter einem kiesgedeckten Dach kann auf über 50 °C steigen, unter einem Gründach – aufgrund seiner natürlich isolierenden Wirkung – nur auf 20 bis 25 °C. Bei strengem Frost können die Temperaturen unter einem herkömmlichen Flachdach bis auf minus 20 °C sinken, bei einem Gründach nur auf knapp unter 0 °C. Das spart Heizenergie.

Erosionsschutz: Eine fachgerechte, geschlossene Begrünung verlängert die Lebensdauer von Dächern. Die grüne Dachabdichtung schützt vor Witterungseinflüssen wie Hagelschlag oder UV-Strahlung und minimiert Temperaturdifferenzen.

Verbesserung der Luftqualität: Die Vegetationsschicht bildet einen natürlichen Schadstoff-Filter, der Feinstaub und Schadstoffe aus der Umgebungsluft filtert, CO2 bindet und Sauerstoff produziert.

Neue Biotope: Mit einer Dachbegrünung geben Sie der Natur ein kleines Stück des Lebens­raums zurück, den wir ihr zuvor durch Bebauung genommen haben. Sie schaffen Anflugplätze für Insekten und erhöhen die biologische Vielfalt.

Schutz vor Lärm: Schichtung und Pflanzenauflage dämmen Schall und mindern die Schall­reflexion – nach außen und nach innen.

Klimafördernd sparen: Mit einem begrünten Dach können Sie Ihre Energiekosten merklich reduzieren – über die Ermäßigung von Niederschlagswassergebühren und die Klimatisierung. Darüber hinaus steigert die Begrünung den Wert Ihrer Immobilie.

Welche Arten von Dachbepflanzungen gibt es?

Man unterscheidet zwei Arten von Begrünungen. Die Extensivbegrünung ist naturnah angelegt und pflegeleicht. Sie erhält sich weitestgehend selbst. Es werden vor allem Sukkulenten, Kräuter, Moose gepflanzt. Eine zusätzliche Bewässerung erübrigt sich. Der Pflanzenwuchs ist niedrig (6 bis 15 cm) und von  geringer Flächenlast (70 bis 130 kg/m2). Die extensive Begrünung eignet sich vor allem für weniger stabile Dächer wie Garagen und Carports.

Ist das Dach massiver, können Sie es intensiver begrünen – mit üppigeren Pflanzen (Stauden, Gehölzen oder Rasenflächen, 30 bis 100 cm Höhe). Die Intensivbegrünung ist schwerer (320 bis 1.200 kg/m2) und)anspruchsvoller, was den Schichtaufbau sowie die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen betrifft.

Unser Tipp: Für beide Bepflanzungsarten gilt die Faustformel „Je höher die Traglast des Dachs, desto höher kann die Erdschicht sein und desto vielfältiger die Bepflanzung“. Sie müssen also die Ausführungsart der Dachbegrünung den baulichen Voraussetzungen des Dachs anpassen. Um Letztere zuverlässig zu ermitteln, empfiehlt sich ein Blick in die Bauakte. Diese können Sie oder der von Ihnen bevollmächtigte Statiker beim Bauamt der Stadt – gegen eine Gebühr – einsehen.

Es muss nicht gleich das Hausdach sein

Sie können auch kleiner anfangen, zum Beispiel mit der Begrünung Ihres Garagendachs oder Carports. Zunächst lassen Sie – möglichst von einem Statiker – prüfen, welche Last das Dach tragen kann und welche Art der Bepflanzung möglich ist. Denn auf wenigen Zentimetern Bauhöhe müssen ein organisch gewachsener Boden nachgebildet und verschiedene Funktionsschichten aufgebaut werden. Ob eine Dachbegrünung sinnvoll und wirtschaftlich ist, hängt in erster Linie von der Dachkonstruktion ab: Dächer mit einer Neigung von 0 bis 45° sind für eine Begrünung am besten geeignet. Flachdächer mit einer Neigung von weniger als 2° müssen intensiver abgedichtet werden. Um die Bildung von Pfützen zu verhindern, muss zusätzlich eine Entwässerungsschicht aufgebracht werden.

Dachbegrünung selbst anlegen

Auf dem Flachdach eines Carports, einer Garage oder anderer Nebengebäude können Sie als Hausbesitzer die Begrünung sogar selbst anlegen – mit modularen Bausätzen. Diese enthalten, ausgerichtet auf die Tragkraft des Dachs, alles, was Sie zum Begrünen von Kleinflächen benötigen: Schutz-, Filter- und Dränschichten, die geeignete Pflanzerde und den passenden Pflanzenmix. Eine Bauanleitung zeigt Schritt für Schritt, wie das Gründach angelegt wird.

Auch wenn Sie gerne selbst Hand und Garten anlegen, die baulichen Voraussetzungen sollten Sie auf jeden Fall von einem Experten überprüfen lassen. Ziehen Sie vor dem Bau einen Statiker zurate, um die Tragfähigkeit zu ermitteln. Bei der Bepflanzung sollten Sie sich von einem Garten- oder Landschaftsbauer beraten lassen.

Unser Tipp: Für kleine Flächen (Fahrradunterstände oder Müllboxen) kommen nur extensive, leichte Dachbegrünungen infrage, mit einer 10 bis 12 cm hohen Erdschicht. Allerdings begnügen sich nur wenige Pflanzen mit einer so dünnen Substratschicht, ohne dass man sie regelmäßig gießt. Die niedrigen Arten der Fetthenne (Sedum) schaffen das. Sie können sie als Pflanzen und Sprossen (abgeschnittene Spitzen) kaufen. Die Sprossen streuen Sie einfach auf die Dachgartenerde. Und fertig!

Was kostet eine Dachbegrünung?

Jedes Dach ist von seiner Konstruktion und seiner Traglast her anders. Ebenso verhält es sich mit dem Arbeitsaufwand. Wer sein Flachdach selbst begrünen möchte, muss bei einer extensiven Begrünung je nach Bepflanzung mit Materialkosten zwischen 40 und 70 Euro/m2 rechnen. Die intensive Dachbegrünung ist mit 80 bis 140 Euro/m2 deutlich teurer (und pflegeaufwendiger). Ist die Tragfähigkeit des Dachs für eine Begrünung nicht ausreichend, muss sie zunächst hergestellt werden. Auch das kostest, genauso wie die vorherige Ermittlung derselben durch einen Statiker.

Die Begrünung eines Schrägdachs (bis 20° Dachneigung) oder eines Steildachs (über 20° Dachneigung) muss individuell – zusammen mit einem Dachdecker oder Landschaftsgärtner – geplant werden. Die Kosten für den Aufbau sind abhängig von den materialtechnischen Erfordernissen und dem geschätzten Arbeitsaufwand für die Errichtung.

Zuschuss BAFA

Im Rahmen einer Dachsanierung ist die Dachbegrünung förderfähig – mit einem Zuschuss des BAFA. Dafür müssen bestimmte technischen Mindestanforderungen erfüllt werden. Der Zuschuss beträgt 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Ein zusätzlicher Bonus in Höhe von 5 Prozent ist möglich, wenn die Dachsanierung als Maßnahme im individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) enthalten war.

Wichtig: Der Antrag auf Förderung muss unbedingt vor der Auftragserteilung beim BAFA gestellt werden. Dafür ist die Einbindung eines sachverständigen Energieberaters Pflicht. Nur er kann die notwendigen Bescheinigungen ausstellen. Für die entstehenden Kosten gibt es einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent.

Steuerbonus als Alternative zur Förderung: Wer keine Förderung in Anspruch nehmen möchte oder die Antragstellung vor der Dachsanierung vergessen hat, kann die Kosten für die Dachdämmung plus Dachbegrünung von der Steuer absetzen – erstmals für das Jahr der Fertigstellung.

Auch von der Stadt Gelsenkirchen können Sie einen Zuschuss für Ihr Gründach erhalten, vorausgesetzt Ihr Gebäude liegt in einem besonders von Wärme betroffenen Stadtteil (Wärmeinsel). Die Stadt fördert hier Dach-/Fassadenbegrünungen sowie Entsiegelungen. Die Mindestfläche beträgt 10 m2. Gefördert wird pro Quadratmeter begrünter Dachfläche bzw. entsiegelter Fläche mit bis zu 50 Prozent der Kosten. Die maximale Förderung beträgt 2.000 Euro. Begrünungen von Garagendächern werden sogar bis zu 60 Prozent gefördert. Die maximale Förderung beträgt hier 500 Euro. Um eine Förderung zu erhalten, müssen Sie sich zunächst beraten lassen – Ausnahme Begrünung Garage. Von den Beratungskosten werden bis zu 100 Euro erstattet. Eine Liste mit entsprechenden Fachleuten hält das Referat Umwelt bereit.

Fazit

Dachbegrünungen kosten zunächst einmal Geld und Zeit. Doch auf Sicht sind sie wertvolle Investitionen, von denen alle profitieren: die Umwelt, die nächste Generation – in erster Linie aber Sie. Denn der Wert Ihrer Immobilie steigt mit jedem Euro, den Sie in die Erhaltung und Sicherung der Bausubstanz investieren. Und Ihre laufenden Kosten für Strom und Abwasser sinken.

Autorin: Stefanie Nowack

Stand: 07.02.2022