Unabhängig und klimafreundlich mit Photovoltaik

2022 wurden rund 12 Prozent mehr Solaranlagen zur Heizungsunterstützung und Warm­wasserbereitung installiert als im Vorjahr. Fast die Hälfte der Immobilienbesitzer liebäugelt mit Solarwärmekollektoren, jeder Zehnte plant sie bereits 2023.1

Die wichtigsten Gründe sind die steigenden Energiepreise, der Wunsch nach mehr Versorgungsunabhängigkeit und die Energiewende. Diese Nachfrage trifft auf ein durch zahlreiche preistreibende Faktoren gestresstes Angebot. Warum es sich dennoch lohnt, jetzt schon loszulegen, erfahren Sie hier.

Jetzt in die Warteschlange einreihen

Energie aus der eigenen PV-Anlage ist sauber und deutlich preiswerter als Strom aus dem öffentlichen Netz. Je mehr Strom Sie selbst erzeugen, desto weniger müssen Sie für Ihren Verbrauch aus dem öffentlichen Netz beziehen. Überschüsse können Sie gegen eine Vergütung ins öffentliche Netz einspeisen oder mithilfe eines Stromspeichers für den Eigenverbrauch zurückhalten.

Es spricht also nichts gegen eine Anschaffung – auch nicht die derzeitige Marktsituation. Denn daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Wir empfehlen deshalb, jetzt mit den vorbereitenden Arbeiten zu beginnen und sich schon mal in die Warteschlange einzureihen.

Wer nicht selbst in eine PV-Anlage investieren will, kann diese bei seinem örtlichen Versorger mieten. Wir raten jedoch davon ab. Aufgrund der häufig sehr langen Laufzeiten übersteigen die Mietzahlungen langfristig die Kosten für eine gekaufte Anlage deutlich. Zudem büßen Sie damit die mit einer eigenen PV-Anlage angestrebte Unabhängigkeit ein.

Das ändert sich für PV-Anlagen ab dem 1. Januar 2023

Für Verkauf, Lieferung und Installation einer PV-Anlage von bis zu 30 kWp sowie ihrer wesentlichen Bestandteile fällt ab dem 1. Januar 2023 keine Umsatzsteuer mehr an. Dies ist bereits bei der Angebotserstellung vom Installationsbetrieb zu berücksichtigen. Gleichzeitig entfällt für Betreiber sowohl neuer als auch bereits bestehenden Solaranlagen dieser Größenordnung die Einkommensteuer auf Einkünfte und Entnahmen aus der Erzeugung, der Weitergabe oder dem privaten Eigenverbrauch des erzeugten Stroms.2

Um das öffentliche Stromnetz vor Überlastung zu schützen, war die Einspeisung von Strom zudem bisher durch zwei Regularien gesetzlich geregelt. Betreiber von Solaranlagen unter 25 kWp mussten sich zwischen der Wirkleistungsbegrenzung (70-Pozent-Regelung: Die effektive Leistungseinspeisung ins öffentliche Stromnetz wird auf 70 Prozent der installierten PV-Leistung gedrosselt.) und dem Einspeisemanagement (Der Netzbetreiber kann über Funk eine Solaranlage im Notfall ferngesteuert deaktivieren. Die Kosten für das Steuergerät muss der Anlageninhaber tragen.) entscheiden. Dies entfällt nun für neue Anlagen. Konkret bedeutet das, dass Sie durch die Aufhebung Ihren erzeugten Solarstrom ohne Begrenzung ins Netz einspeisen können.3

Legen Sie los! 7 Arbeitsschritte bis zum Betrieb

1. Dacheignung und Zustand checken

Wesentlichen Einfluss auf die Einstrahlung und Ausbeute haben die Ausrichtung des Dachs, seine Neigung (ideal sind 30 bis 45 Prozent) und verschattende Objekte. Dachaufbauten verringern die nutzbare Fläche. Abhängig von Dachart und Dacheindeckung (Muss Letztere vor Installation erneuert werden?), kommen unterschiedliche Montagesysteme infrage. Zustand und Lebensdauer des Dachs können Sie vorab mit dem Dachdecker Ihres Vertrauens klären. Eine erste Einschätzung der Eignung erhalten Sie über das regionale Solardachkataster der Metropole Ruhr.

2. Strombedarf ermitteln – mit Zuschlag

Ihr Stromanbieter ermittelt für Sie ausgehend von Ihrer letzten Stromabrechnung, wie viel Solarstrom Sie gewinnen und selbst verbrauchen möchten. Dabei sollten zukünftige Verbräuche für ein noch anzuschaffendes E-Auto oder eine Wärmepumpe berücksichtigt werden. Unsere Empfehlung: Planen Sie – auch wenn jetzt teurer – großzügig. Auf lange Sicht spart das Geld und Zeit.

3. Kosten abschätzen

Derzeit müssen Sie mit 2.200 bis 2.600 Euro (schlüsselfertige Solaranlage, ohne Speicher) pro Kilowatt Leistung (kWp) rechnen.4 Die Rentabilität steigt mit der Größe der Anlage. Eine kleinere Anlage mit circa 5,5 kWp Leistung, deren Stromproduktion bei etwa 5.225 kWh liegt, kostet ungefähr 14.300 Euro. Bei Anlagen mit einer Leistung von 10 kWp müssen Sie mit bis zu 22.000 Euro rechnen. Die Größe von PV-Anlagen auf privaten Dächern liegt in der Regel zwischen 2 und 10 kWp.

Für Strom, den Sie nicht verbrauchen und ins Netz einspeisen, erhalten Sie eine sogenannte Einspeisevergütung. Diese beträgt (Stand: Februar 2023) für Anlagen zwischen 1 und 10 kWp 8,20 Cent pro kWh. Bei größeren Anlagen erhält der Anlagenteil ab 10 kWp 7,1 Cent pro kWh. Für Strom vom Versorger bezahlen Sie derzeit laut Verivox 45,05 Cent pro kWh (Stand: Februar 2023).5

Wir empfehlen: Investieren Sie in einen zusätzlichen Stromspeicher, erhöhen Sie Ihren Eigenverbrauch und verzichten Sie auf eine Netz-Einspeisung, denn sie rechnet sich nicht. Mit einem zusätzlichen Stromspeicher können Sie im Jahresschnitt 70 bis 80 Prozent Ihres Stromverbrauches abdecken (Eigenverbrauch). Folgende Testergebnisse helfen Ihnen den richtigen Speicherhersteller zu finden: https://solar.htw-berlin.de/studien/speicher-inspektion-2022/

Deutscher Anbieter, wie die Firma RCT Power bieten eine hohe Produktqualität.

4. Anbieter finden & Angebot einholen

Bei der Suche nach einem Anbieter hilft Ihnen die BSW-Handwerkerdatenbank (solarwirtschaft.de / Verbraucher / Handwerker­suche). Ergänzend sollten Sie sich in Ihrer Nachbarschaft bei PV-Anlagenbetreibern umhören. Sie können aus erster Hand berichten und gegebenenfalls Empfehlungen aussprechen. Darüber hinaus gibt es gute überregionale Anbieter, die mit regionalen Fachbetrieben zusammenarbeiten.

Unser Tipp: Holen Sie mehrere Angebote ein. Stellen Sie den Handwerkern dafür folgende Daten zur Ver­fügung: Größe und Ausrichtung der Dachfläche, Beschaffenheit des Dachs, Zugänglichkeit und Höhe sowie mögliche Standorte für einen Stromspeicher, Stromverbrauch und Anzahl der Verbraucher, geplante Nutzung. Vereinbaren Sie einen Termin vor Ort. Anschließend bewerten Sie die Angebote. Neben dem Preis sollten diese Angaben zu den Leistungen von Anlage und Speicher, zu Herstellern, Bauart der Module, des Wechselrichters, des Speichers sowie einen Montageplan und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung enthalten.

Wir empfehlen: Achten Sie bei der Beschaffung der Anlage auch auf nachhaltige und menschenwürdige Produktionsbedingungen. Beziehen Sie die Solarpanels und Zubehörteile, vor allem Ergänzungstechnik wie Wechselrichter, von deutschen / europäischen oder koreanischen Anbietern. Die hohe Qualität und der Support rechtfertigen in der Regel einen vertretbaren Aufpreis.

5. Finanzierung & Förderung

Für die Finanzierung können Sie – sofern bestimmte technische Anforderungen erfüllt sind – eine Förderung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen. Unter www.foerderdatenbank.de erhalten Sie einen Überblick über Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU. Auch die Kommunen Gelsenkirchen und Herten fördern PV-Anlagen und/oder Speicher.

Wichtig: Mit der Umsetzung (Beauftragung bzw. Vertrags­schluss) darf grundsätzlich nicht vor Bewilligung der Fördergelder begonnen werden.

https://www.gladbeck.de/Leben_Wohnen/Klima_in_Gladbeck/_solarmetropole.asp

https://www.gelsenkirchen.de/de/_meta/buergerservice/1508-foerderung-von-photovoltaik-anlagen-im-stadtgebiet-von-gelsenkirchen

6. Anlage installieren lassen

Wichtig ist, nach der Auswahl und dem Förderbescheid zügig die Bestellung abzuschließen. Angesichts der derzeitigen Lieferengpässe und der hohen Nachfrage werden Sie sich bis zur Installation auf längere Wartezeiten einstellen müssen.

Für die Montage wird immer ein Gerüst benötigt, das von der Fachfirma gestellt wird.

7. Anlage anmelden & versichern

Der Installateur übernimmt für Sie in der Regel auch die Anmeldung der Anlage bei Ihrem Netzbetreiber. Außerdem sollten Sie die PV-Anlage Ihrem Gebäudehaftpflichtversicherer melden.

Fazit: Mit einer PV-Anlage machen Sie sich unabhängig von schwankenden Öl- und Gaspreisen sowie öffentlichen Stromanbietern. Die Anschaffungskosten sind zwar vergleichsweise hoch, amortisieren sich bei hohem Eigenverbrauch aber schnell. Für die Installation müssen Sie derzeit allerdings etwas Geduld mitbringen.

Bei der Finanzierung und Nutzung der Fördermittel unterstützen und beraten wir Sie gerne.


Autoren: Stefanie Nowak (Wortformat) und Wilhelm Uhlenbruch (Volksbank)

1 Pressemeldung des Bundesverbandes Solarwirtschaft e. V. vom 31. Januar 2023
2 Quelle: eon.de
3 Quelle: eon.de
4 Quelle: eon.de
5 Quelle: Stromvergleich auf Vergleich.de, Stand: 06.02.2023