Regenwassernutzung für mehr Nachhaltigkeit und sinkende Kosten

Sauberes Trinkwasser wird in vielen Gemeinden ab 2023 deutlich teurer. Dies liegt jedoch nicht an einer möglichen Knappheit – so möchte man angesichts der im Sommer 2022 von vielen Kommunen ausgesprochenen Verbote, den Garten zu bewässern und das Schwimmbad zu befüllen, vermuten –, sondern in erster Linie an den steigenden Stromkosten der Versorger.

Einhergehend mit dem Klimawandel kommt Regenwasser eher sporadisch bei uns an: Mal regnet es heftig, dann wieder ist es lange trocken. Damit steigt der Aufwand für Kanalnutzung und Trinkwasseraufbereitung. Letztere macht einen großen Teil des Wasserpreises aus. Immer attraktiver wird es deshalb, Trinkwasser zu sparen und stattdessen Regenwasser in Haus und Garten zu nutzen. Der Betrieb einer Regenwasseranlage senkt nicht nur den Trinkwasserverbrauch, sondern entlastet auch die Kanalisation, weil das Regenwasser nicht mehr direkt in diese abgeführt wird. Zusätzlich gelangt bei Starkregen weniger Schmutzwasser via Regenüberlaufbecken in die Fließwässer.

Wofür lässt sich Regenwasser nutzen?

Einfach und sinnvoll lässt sich Regenwasser für die Bewässerung des Gartens und das Gießen von Pflanzen im Haus verwenden. Schon das macht sich in den städtischen „Gebühren für Trink- und Schmutzwasser“ bemerkbar. Aber auch fürs Putzen, die Spülung der Toilette und die Waschmaschine eignet sich die Wasserqualität einer gut gewarteten Regenwassersammelanlage.

Man unterscheidet drei Systeme

  • Einfache Tonne, die aufgestellt unter dem Regenfallrohr das vom Dach fließende Wasser auffängt. Dieses Wasser wird bevorzugt für die Bewässerung des Gartens genutzt.
  • Größere Tonne, die nach dem Schwerkraftprinzip funktioniert und deshalb ohne Pumpe arbeitet. Hier muss der Speicher oberhalb der Entnahmestelle positioniert werden.
  • Wasserspeicher mit Pumpe, der das Wasser zu den jeweiligen Entnahmestellen leitet. Die Speicher können entweder im Haus (z. B. im Keller) oder außerhalb (z. B. unter dem Garten) angelegt werden.

 

Bestandteile von Regenwassernutzungsanlagen sind …

  • Auffangflächen
  • Sammelleitung inklusive Filter
  • Speicher (Wassertonne oder -tank, Regentank oder -speicher, Regenwasserbehälter, Sammelbehälter, Betonzisterne)
  • Speicherüberlauf mit Nachspeisung für Trinkwasser (für Trockenzeiten)
  • Pumpwerk / Druckerhöhungsanlage mit Steuerung
  • Verteilnetz (getrennt vom Trinkwassernetz!)
  • Entnahmestellen

Von verschiedenen Herstellern erhalten Sie komplette Hauswasserwerke mit allen erforderlichen Anlageteilen.

Worauf müssen Sie vor, bei und nach der Installation achten?

 

Das zurückgehaltene Regenwasser …

 

  • muss hygienisch und gesundheitlich unbedenklich sein. Das Wasser von Kupfer-, Zink- oder Dächern mit Bitumenabdichtung sollten Sie nicht nutzen. Die Dächer können schädliche Stoffe freisetzen.
  • darf keine Feststoffe, wie z. B. Sand enthalten. Denn diese verschleißen Pumpen und Armaturen vorzeitig.
  • muss chemisch so zusammengesetzt sein, dass es die Funktion der Anlagenteile nicht gefährdet.

 

Eine Behandlung des Regenwassers mit Chemikalien, z. B. Desinfektion ist nicht erforderlich. Die Keimbelastung ist im Allgemeinen gering und Grenzwerte werden eingehalten. Als Lebensmittel oder für die Körperreinigung sollten Sie ausschließlich Trinkwasser nutzen.

Achten Sie darauf, dass …

  • eine Verwechslung von Trink- und Regenwasser ausgeschlossen ist.
  • keine direkte Verbindung zwischen den Leitungsnetzen für Regenwasser und Trinkwasser besteht. Es darf kein Regenwasser in die Trinkwasserleitungen gelangen.
  • die Zapfstellen für die Gartenbewässerung durch Hinweise und abnehmbare Drehgriffe gekennzeichnet sind.

 

Was kostet / Wann lohnt sich Regenwassernutzung?

Die Nutzung von Regenwasser im Garten rentiert sich immer. Die Kosten für eine Regentonne sind vergleichsweise gering und das weiche Regenwasser eignet sich ideal für Gartenpflanzen oder einen Gartenteich.

Im Haushalt lassen sich rund 30 Prozent Trinkwasser für die Toilettenspülung und rund 13 Prozent für die Waschmaschine einsparen. Abhängig von der Höhe der Wassergebühren sind das rund 160 bis 200 Euro im Jahr. Werden für das genutzte Regenwasser keine Abwassergebühren erhoben, sind sogar 240 bis 300 Euro jährliche Ersparnis möglich.

Dem stehen die Anschaffungs- und Wartungskosten der Anlage gegenüber. Abhängig von der Größe des Wassertanks und dem Eigenleistungsanteil beim Einbau müssen Sie mit 2.500 bis 5.000 Euro rechnen. Allein die Kosten für den Wassertank machen 50 Prozent der Gesamtkosten aus. Dazu kommen Wartungskosten von jährlich rund 100 Euro und möglicherweise weitere Kosten für zusätzliche Wasseruhren und deren Eichung.

Bis sich eine Regenwassernutzungsanlage rechnet, vergehen in der Regel also mehr als 10 Jahre. Zahlt die Gemeinde einen Zuschuss, verbessert sich die Wirtschaftlichkeit. Die Stadt Gelsenkirchen fördert Maßnahmen ab einem Förderbetrag von 1.000 Euro (Förderung von 60 bis 80 % der Herstellungskosten je nach Bewirtschaftungsart – vorausgesetzt die Anlage wird mindestens 25 Jahre betrieben).

Mehr erfahren Sie unter www.gelsenkirchen.de - Förderung Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR).