Für den Kauf einer Immobilie gelten bekanntlich drei Kriterien: Lage, Lage und nochmal Lage. Denn der Standort entscheidet, wie interessant ein Haus oder eine Wohnung für potenzielle Käufer und Mieter ist. Wer seinen Standort mit Bedacht wählt, kann sich vor Verlusten schützen und in der Zukunft möglicherweise eine Wertsteigerung erzielen. Doch was macht eine gute Lage aus? Welche konkreten Kriterien gibt es zur Immobilienbewertung? Ändern sich diese je nach Zielgruppe vielleicht auch?
Beurteilung der Wohnlage: Woran erkennt man eine gute Lage?
Erst prüfen, dann entscheiden
Markus Krebs, Leiter der Abteilung Baufinanzierung der Volksbank Ruhr Mitte, informiert, worauf es bei der Standortwahl ankommt.
Beurteilung der Wohnlage – Heute schon an morgen denken
Neue Wohnungen entstehen vor allem in wirtschaftlich starken Regionen und an touristisch interessanten Standorten. Hier gilt: Je besser die Wohnlage, desto wertbeständiger ist die Immobilie. Die Lage der Immobilie ist das wichtigste Qualitätskriterium. Sie entscheidet über den aktuellen Preis und die künftige Wertentwicklung. Denn die Lage ist im Gegensatz zu anderen Faktoren nicht veränderbar. Beim Kauf einer Wohnung oder eines Hauses gilt deshalb besonders: Heute schon an morgen denken. Beantworten Sie sich vor allem zwei Fragen:
1. Wie zukunftsstark ist die Region und Ihr zukünftiger Wohnort?
Die Metropole Ruhr ist der drittgrößte Ballungsraum Europas und verkehrstechnisch so gut erschlossen wie keine andere Region europaweit. Sie verfügt über die dichteste Hochschullandschaft der Republik und wächst wirtschaftlich vor allem in den Leitmärkten mit besonders guten Zukunftsaussichten wie Gesundheit, Digitale Kommunikation oder Logistik. Wer wissen will, wie es um seinen Zielort steht, sollte sich die Bevölkerungsentwicklung anschauen und prüfen, ob attraktive Neubaugebiete in guten Lagen angeboten werden. Viele Städte und Gemeinden veröffentlichen die Einwohnerzahlen auf ihren Internetseiten.
2. Welche Wohnlage ist für mich ideal?
Das ist abhängig von Ihren persönlichen Ansprüchen und Ihrem Lebensalter. Als junger Mensch haben Sie andere Ansprüche an Ihr Wohnumfeld als jemand, der die 60 überschritten hat. Für eine junge Familie mit Kindern ist eine gute Infrastruktur mit sicheren und kurzen Wegen in den Kindergarten oder die Schule sowie einem breiten kulturellen Angebot wichtig. Im Alter sind eher eine gute Versorgung und schnelle Erreichbarkeit von medizinischen Einrichtungen (Ärzte, Krankenhäuser etc.) sowie eine ruhige Wohnlage von Bedeutung. Je nach Anforderung und Nutzungsart können für die Lageeinschätzung neben harten auch weiche Lagefaktoren bedeutsam sein. Harte Lagefaktoren können Sie messen, beispielsweise Entfernungen zu Bahnhöfen und Haltestellen. Weiche Lagefaktoren sind subjektiv, wie das Image eines Stadtteils: Ist es ein gutbürgerliches Viertel oder eher ein Problembezirk?
Kriterien für die Beurteilung einer gute Lage
- Standort: ruhige Seitenstraße, idealerweise in einer Sackgasse im Zentrum oder in Zentrumsnähe; gute Anbindung an Fernverkehrsstraßen und Autobahnen; Nähe des Bahnhofs; geringe Entfernung zur Arbeitsstelle, ...
- Infrastruktur: Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr; Flughafen in direkter Nähe, aber nicht zu hören; die wichtigsten Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß erreichbar; Ärzte und andere medizinische Versorgungseinrichtungen sind schnell erreichbar; Kultur- und Freizeitangebote liegen in fußläufiger bzw. gut erreichbarer Umgebung, ebenso Kindergarten und Schule, ...
- Nachbarschaft: Lage an einem begrünten Platz, z.B. an einem Park, reine Wohngegend, altes, gewachsenes Wohnviertel, Zustand des Nachbargrundstücks...
Kriterien einer problematischen Lage
- Lärmquellen: Kläranlagen, landwirtschaftliche Betriebe, Feuerwehren oder Polizeistationen, Tierheime, Modell- oder Flugplätze sowie Sportanlagen, Gewerbebetriebe, in Hörweite und Windrichtung gelegene Bundesstraßen oder Autobahnen, Eckkneipen, Diskotheken, größere Ausflugslokale oder Spielhallen, Supermärkte oder größere Gewerbeeinheiten mit Anlieferzeiten in den frühen Morgenstunden, Tankstellen mit 24-Stunden-Öffnung, größere Parkplätze, ...
- Gesundheitsschädliche Einflüsse: in direkter Nähe befindliche Industriebetriebe mit Lärm- und Geruchsbelästigungen, Windkraftanlagen, einzelne Windräder (Schlagschatten und dauerhaftes Drehgeräusch), Umspannwerke, Hochspannungsleitungen, Mobilfunkantennen oder Müllverbrennungsanlagen, ...
- Enge Bebauung: enge Straßen, schlechte oder nur wenige Parkmöglichkeiten, beengte Hofsituationen, große Baulücken, zerrissene Bebauung, ...
- Soziale Brennpunkte: in der Nähe befindliche große Wohnlagen oder soziale Brennpunkte, ...
Bei der Beurteilung der Wohnlage nicht vergessen – die Umwelt
- Windrichtung: An den meisten Tagen des Jahres weht der Wind in Deutschland aufgrund der Erdrotation aus Westen bzw. Nordwesten. Wenn aus dieser Richtung gerade die Gerüche der Müllverbrennungsanlage kommen oder der Verkehrslärm einer Autobahn oder Bahnlinie zu hören ist, ist dieser Standort für Ihre Immobilie keine gute Lage.
- Hochwasser: Wie ein Gebäude in der Elementarschadenversicherung versicherbar ist, hängt vor allem vom Hochwasserrisiko seines Standorts ab. Um das Risiko für die jeweilige Region einschätzen und Prämien auf dieser Grundlage objektiv kalkulieren zu können, haben die deutschen Versicherer ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen „ZÜRS Geo“ entwickelt. Mit Hilfe dieses Systems werden die Überschwemmungsgebiete Deutschlands in unterschiedliche Gefährdungsklassen (0 bis 4) eingeteilt.
- Untergrund / Bergbau: Auch wenn die Abbautätigkeiten unter Ihrem potenziellen Grundstück bereits vor langer Zeit eingestellt wurden, können heute noch Nachwirkungen, wie Senkungen oder Tagesbrüche, an der Geländeoberfläche auftreten. Informieren Sie sich im Internet unter www.gdu.nrw.de, ob ihr (Wunsch-) Grundstück von Altbergbau betroffen sein kann. Wenn Sie eine behördliche Auskunft zu den bergbaulichen Gegebenheiten unter Ihrem Grundstück benötigen oder die für Ihr Grundstück aussagekräftigen bergmännischen Kartenwerke einsehen wollen, wenden Sie sich an die Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Goebenstraße 25, 44135 Dortmund, 02931/ 82-3931, E-Mail: registratur-do@bezreg-arnsberg.nrw.de.
- Erdbeben: Im weltweiten Vergleich bebt die Erde in Deutschland kaum. In NRW haben zwei Erdbeben mit geringer Stärke in den Morgenstunden des 14. Januar 2015 Düsseldorf aufgeweckt. Wer präzise Angaben erfragen möchte, erhält diese u.a. vom Geologischen Dienst NRW: Landeserdbebendienst / Geophysik: 02151/897-258 oder 2151/897-423,
E-Mail: geophysik@gd.nrw.de.
Beurteilung der Wohnlage – Fazit
Eine abschließende Lagebewertung wird letztlich immer auch von individueller Phantasie und weichen Faktoren geprägt sein. Jedoch hilft eine strukturierte Lageanalyse anhand der oben genannten Kriterien das Risiko einer Fehleinschätzung stark zu minimieren. Wer eine Immobilie mieten, kaufen oder bauen möchte, sollte zuvor die Daten verschiedener Wohngegenden zusammentragen und dann miteinander vergleichen. Unsere Finanzierungsberater und die Immobilienexperten der VB Immobilien GmbH Rhein-Ruhr helfen Ihnen dabei auf jeden Fall die richtige Wahl zu treffen.
Autor: Stefanie Nowack
Ein Grundstück ist von bleibendem Wert. Schenken Sie ihm besondere Aufmerksamkeit.
Bevor Sie sich zum Kauf eines Hauses entscheiden, machen Sie sich ein genaues Bild von der Qualität des Grundstücks. Besichtigen Sie es an verschiedenen Tagen (sonn- und werktags), zu verschiedenen Zeiten (Sonnen- und Schatteneinflüsse) sowie Witterungen (Wind- und Regenrichtung), um den Standort richtig einschätzen zu können. Auch Gespräche mit Anwohnern führen zu wichtigen Einsichten.